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18. April 2016, Frankfurter Flughafen, Terminal 1

Einhundertzweiundsiebzigste Montagsdemonstration
Harald Jaensch, Pfarrer i.R.


Der Trullo und seine Botschaften

Zu dem Rechtsanspruch auf ein unverlärmtes Leben gehört das Recht auf Ruhe und insbesondere das Recht auf eine ungestörte Religionsausübung!

Ein Beitrag von Harald Jaensch, Pfr. i.R., auf der Montagsdemonstration am Frankfurter Flughafen, 18. April 2016

Wir haben einen Rechtsanspruch auf ein unverlärmtes Leben! Die Schutzgüter der Ruhe und die Schutzgüter der Stille gehören zu den für uns unverzichtbaren Grundrechten. Sie stehen für ein qualitatives unverlärmtes Leben in Würde, das ohne Erfahrung von Ruhe und Stille nicht möglich ist. Wir erhoffen und erwarten von allen Trägern staatlicher Gewalt, die für die Ausgestaltung und Ausprägung unserer grundrechtlichen Schutzansprüche verantwortlich sind, dass auch sie Ihren Beitrag dazu leisten!

Wie bereits durch Wilma Frühauf-Treber erwähnt, war ich über 37 Jahre Pfarrer in der Evangelischen Gemeinde Mainz-Marienborn. Das ist ein Mainzer Vorort, der direkt unter der Einflugschneise des Frankfurter Flughafens einerseits und andererseits in einem Knie der Kreuzung der Autobahnen A60 (Mainzer Ring) und A63 (Mainz – Kaiserslautern) liegt. Also doppelt durch Lärm geplagt!

Der Aufruf des Trullo: „Lärm verbannen – Stille erfahren“ ergab sich damit gleichsam aus der Erfahrung eines verlärmten Gemeindelebens. Diverse Aktionen in unserer Kirchengemeinde und in intensiver Zusammenarbeit mit dem Verein „Für ein lebenswertes Mainz und Rheinhessen – gegen Fluglärm und den Ausbau des Frankfurter Flughafens e.V.“ folgten.

Für den Stuttgarter Evangelischen Kirchentag 2015 ließen wir einen Trullo bauen, eine stark schallisolierte Hütte, die einem rheinhessischen Weinbergschutzhäuschen nachempfunden war. In ihm konnten die Besucher Stille selbst im Trubel von lauten Messehallen empfinden Auf der Rheinland-Pfalz-Ausstellung im April 2016 und beim Interkulturellen Fest in Mainz-Marienborn Mitte April 2016 wurde dann der Trullo erneut eingesetzt. Weitere Kirchengemeinden werden in 2016 folgen und es gibt bereits Planungen für den Erfurter Evangelischen Kirchentag 2017.

Was waren die Botschaften und die Reaktionen der Besucher?

Auf dem Stand der Stadt Mainz der Rheinland-Pfalz-Ausstellung war die Botschaft: Neben dem dortigen Weinstand signalisierte der Trullo, dass Lebensqualität nicht nur Geselligkeit braucht, sie braucht auch Raum für Rückzug, für Rekreation, Ruhe und Stille. Im starken Umgebungslärm einer Messehalle reagierten viele Menschen zunächst erleichtert. "Mein Organismus entspannt sich automatisch!" Immerhin gab es eine Schallreduktion von 70 bis auf 55 Dezibel im Trullo. Ein Teil der Trullo-Besucher bemerkte nach ca. 2 Minuten: "Die dicken Schallschutzwände halten nicht alles ab. Der störende Lärm ist nicht ganz weg."

Es gab die wichtige Erkenntnis, dass der minimierte Lärm nicht die ersehnte Ruhe und Stille darstellt; jedoch weckt der minimierte Lärm die Sehnsucht nach tieferer Erfahrung von Ruhe und Stille.

Wie stehen die Phänomene der Ruhe, der Stille zum Phänomen des Lärms in Beziehung ?

Es gibt eine unauflösliche Wechselbeziehung zwischen dem Phänomen Stille und dem Phänomen "Lärm": "Wo Lärm ist, ist die Stille weg!". Störungen der Stille durch Lärm bringen täglich Millionen Menschen zur Verzweiflung und werden rechtlich immer noch weitestgehend unter den Teppich gekehrt.

Die "Ruhe" setzt ihren eigenen Akzent. Sie kommt aus der kirchlichen Sabbattradition und ging als Arbeitsruhe in die Gesetzgebung ein. Sie wird von den Gewerkschaften als Grundrechtsträger weiterentwickelt. Doch gibt es inhaltlich qualitative Gesichtspunkte der Sabbatruhe, die insbesondere auch die Kirchen als Grundrechtsträger herausfordern. Schmerzlich sind für alle Betroffenen die "Lücken" in der Gesetzgebung.

Ein Beispiel: Im Erläuterungsbericht der Bahn-AG zum Ausbau der Schiene Nord steht, dass Friedhöfe und Erholungsflächen keinen Anspruch auf Schallschutz haben! Es gibt weder einen Aufschrei der betroffenen Kommunen noch der Kirchengemeinden! Stattdessen zeigt sich der materialistische Geist des Planungsrechtes immer deutlicher: Er reduziert den Menschen auf das Messbare, Körperliche. Der Körper braucht keine Religion, deshalb braucht er auch keinen Schallschutz auf dem Friedhof!

Deshalb heißt unsere Erwartung an alle Grundrechtsverpflichteten, die etwas zur Ausprägung der Schutzgüter der Ruhe und Stille beitragen können: Spielt die Grundrechte nicht gegeneinander aus! Ein Grundrecht kann und darf nicht wichtiger sein als ein anderes. Jedes Grundrecht muss vom Grundrechtsträger so ausgeprägt werden, dass es seinen Beitrag zur Verteidigung der Würde aller Betroffenen leisten kann.

Und darum, liebe Freunde, wird es Zeit, dass BIs und Kirche als zuständiger Grundrechtsräger in der Frage nach der Humanisierung des Planungsrechtes aufeinander zugehen – um in diesem Planungsrecht die Handschrift der Menschlichkeit zur Geltung zu bringen.

In diesem Sinne fordert Prof. Dr. Eberhard Hauschildt in einem im März 2016 veröffentlichten Aufsatz im Deutschen Pfarrerblatt wegweisendes Handeln von der Kirche. Er benennt konkret den Handlungsbedarf im Blick auf die Ausprägung des Grundrechts der ungestörten Religionsausübung (Art.4,1.2.GG). Hauschildt konkretisiert die Zerstörungsqualität des Fluglärms am konkreten Ritual einer Trauerfeier. Ausgangspunkt sei die Situation der Trauernden - eine Situation höchster Verletztlichkeit (Vulnerabilität). Ein einziger Flieger könne eine Trauerfeier nicht nur stören, sondern zerstören. Ein einziges Fluglärmereignis könne die Betroffenen in ihrem Glaubensverständnis schmerzhaft und nachhaltig schädigen.

Der Aufsatz von Eberhard Hauschildt begründet theologisch, was Trauernde, der Kirchenvorstand und der Bürgermeister der Stadt Flörsheim seit vielen Jahren öffentlich beklagen - ohne weiterführende Resonanz. Jakob Gall (80 J), Vorsitzender des Vereins für Flörsheim, gab seine persönliche Verzweiflung auf dem Lärm-Stille-Stand des Stuttgarter Kirchentages preis: In seinem Testament habe er vorgesorgt: Seine Beerdigung solle nur bei Westwind stattfinden!

Hier der Link zu o.g. Artikel
www.deutsches-pfarrerblatt.de

Liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter,

Der Einsatz des Trullo bringt erfahrbare Ruhe und Stille dorthin , wo der Lärm sie vertrieben hat. Der Trullo wurde bereits von einer Reihe von Kirchengemeinden angemietet. Wir möchten ihn Euch ans Herz legen. Deshalb meine Bitte: Nehmt jeder einen oder zwei Flyer mit. Geht damit auf Kirchenvorstände insbesondere lärmbetroffener Kirchengemeinden zu. Es muss zu einem neuen Zusammenwirken zwischen Bürgerinitiativen und kirchlichen Institutionen kommen - zugunsten der Vermehrung der Schutzgüter der Ruhe und Stille für alle Betroffenen!


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Bündnis der Bürgerinitiativen
Kein Flughafenausbau - Für ein Nachtflugverbot von 22 - 06 Uhr